meningitis
Definition
Verlaufsformen
Infektion/Ansteckung
Symptome
Warnsymptome
Untersuchung und Behandlung im Krankenhaus
Differentialdiagnose
Risikofaktoren
Prophylaxe
Erreger der bakteriellen Meningitis
Komplikationen
Fragen
Entstehung und Prophylaxe einer Epidemie (Schema)
Meningitis
Infektionskrankheiten des Gehirns (
Meningitis und Encephalitis) sind
häufig lebensbedrohliche Erkrankungen und bedürfen einer sofortigen
Behandlung, um Folgeschäden zu vermeiden oder zu minimieren.
Definition
Der Begriff
Meningitis bezeichnet eine
Entzündung der Hirnhäute
(deutsch: Gehirnhaut
Entzündung). Diese wird hervorgerufen durch Krankheitserreger, in erster
Linie
Bakterien und Viren, die über die Blutbahn oder auf anderen Wegen in den Liquor-
(=Nervenwasser-)raum gelangen und sich dort ausbreiten.
Verlaufsformen
Je nach Art des Krankheitserregers lassen sich sehr unterschiedliche
Verlaufsformen der
Meningitis beobachten. Während es sich bei der
von
Bakterien verursachten Form um ein meist dramatisches,
auch heute noch
lebensgefährliches Krankheitsbild handelt, tritt mit
sehr ähnlichen klinischen
Symptomen die von Viren ausgelöste Form auf, die im
allgemeine keiner spezifischen Therapie bedarf und folgenlos ausheilt.
Zu den seltenen Formen zählt die von Mykobakterien verursachte tuberkulöse
Meningitis, die sehr viel undramatischer verläuf und oft erst durch
neurologische Ausfallsymptome in Erscheinung tritt.
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Infektion/Ansteckung
Alle Meningitisformen sind Infektionskrankheiten. Ein erster Erkrankungsgipfel
betrifft das Kindesalter, eine Infektion kommt jedoch in jedem Lebensalter vor.
Von Bedeutung sind vor allem die gefährlichen bakteriellen
Meningitisformen.
In der Regel erfolgt die Ansteckung in Form einer Tröpfcheninfektion,
d.h. ein Erkrankter oder Keimträger stößt Keime beim Ausatmen oder Husten aus, die von
anderen Personen eingeatmet werden.
Die meisten Meningitis-Erreger kommen auch bei
gesunden Personen (sogenannte
Keimträger) im Mundspeichel vor. Nach der Übertragung auf eine andere
Person kann diese ebenfalls zum Keimträger werden, d.h. klinisch gesund bleiben,
oder aber an der Krankheit erkranken.
Jeder Erkrankte besitzt mehr Krankheitserreger im Körper als ein einfacher
Keimträger und stellt somit eine Gefahr für die rasche Ausbreitung der Infektion
in seiner Umgebung dar. Immer wieder sind auf diese Weise kleine oder größere
Epidemien entstanden. Dies wird heute in der Regel durch eine rasche und
wirksame Prophylaxe verhindert. Ein
Ansteckungsrisiko besteht bei einer Tröpfcheninfektion besonders für die
Personen, die sich längere Zeit in direkten Kontakt mit Erkrankten
aufgehalten haben. Sie werden als Kontaktpersonen bezeichnet und bei den
Prophylaktischen Maßnahmen besonders berücksichtigt.
Die typischen Krankheitssymptome beginnen am Ende
der Inkubationszeit. Diese beträgt bei den bakteriellen
Meningitiden im allgemeine nur wenige Tage, d.h.: wer nach wenigen
Tagen keine Krankheitssymptome bietet, hat sich mit großer Wahrscheinlichkeit
nicht infiziert.
Neben der Tröpcheninfektion sind bei der bakteriellen Meningitis andere
Infektionswege möglich:
- Eine schwere MittelohrEntzündung kann den Schädelknochen durchwandern
und so die Gehirnhäute erreichen, so daß eine HirnhautEntzündung entsteht.
Typische Keime sind in diesem Fall z.B. Staphylokokken.
- Nach einer schweren LungenEntzündung befinden sich Krankheitserreger
in der Blutbahn. Hier können sie, vor allem bei
abwehrgeschwächten Personen auch die Gehirnhäute
erreichen. Typische Keime: Pneumokokken.
- Eine besondere Gefährdung besteht nach einem
offenen Schädelhirntrauma, z.B. einem
Schädelbasisbruch, der im Einzelfall sogar Jahre zurückliegen kann. Gefahr
besteht dann, wenn es eine offene Verbindung zwischen den Gehirnhäuten und der
Außenwelt gibt, durch die die Erreger eindringen können.
- Eine Sonderform stellt die tuberkulöse Meningitis dar, die ebenfalls
vor allem bei abwehrgeschwächten Personen eine Rolle
spielt.
Von den bakteriellen Meningitisformen sind in erster Linie die viralen
Meningitiden abzugrenzen. Auch hier erfolgt Ansteckung durch
Tröpfcheninfektion. Anhand der klinischen Symptome
lassen sie sich oft nicht sicher von der bakteriellen Meningitis unterscheiden,
sind jedoch sehr viel harmloser und brauchen oft keine spezielle Therapie. Im
Zweifelsfall hilft eine Lumbalpunktion weiter.
Sehr selten kann eine Meningitis auch durch Pilze ausgelöst
werden.
Ebenfalls zu den seltenen Krankheitsbildern zählt die aseptische
Meningitis, die nicht von Krankheitserregern, sondern z.B. durch
Medikamente oder aber autoimmun ausgelöst wird.
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Symptome
Als Symptome stehen heftige, oft im Nacken betonte
Kopfschmerzen sowie
Fieber und
allgemeines schweres
Krankheitsgefühl, oft auch
Übelkeit, Erbrechen und
Lichtscheu im Vordergrund. Im weiteren Verlauf können Benommenheit, Schläfrigkeit
und schwere
Bewußtseinsstörungen bis hin zum
Koma auftreten.
Typisch für die
bakterielle Meningitis ist die rasche Zunahme der Symptome
(
Stunden bis wenige Tage).
Bei Erkrankungen, die unbehandelt über 10 bis 14 Tage lediglich Kopfschmerzen
und mäßige Temperaturerhöhung verursachen, ist eine
bakterielle Meningitis höchst unwahrscheinlich, eher handelt es sich in
solchen Fällen die harmlosere Form einer viralen Meningitis, die häufig keiner
spezifischen Therapie bedarf, oder aber z.B. um einen Begleitkopfschmerz bei
einem grippalen Infekt.
Oft kann eine ärztliche Untersuchung zwischen diesen
Krankheitsbildern differenzieren, eine (fast) absolut sichere Unterscheidung ist jedoch
nur durch die mikroskopische Untersuchnung des Nervenwassers
(Lumbalpunktion) möglich.
Treten im Verlauf einer Meningitis zusätzlich Störungen oder
Ausfälle von Gehirnfunktionen wie z.B.:
- epileptische Anfälle
- Sprachstörungen
- Sehstörungen
- Schwäche oder Lähmungserscheinungen in einem Arm oder Bein
- Gesichtsasymmetrie (schiefer Mund)
auf, so ist dies ein Hinweis dafür, daß die
Entzündung neben den
Gehirnhäuten auch das
Gehirn selbst erfaßt hat, so daß von einer
Gehirnentzündung (Enzephalitis) zu
sprechen ist.
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Meningitis und Enzephalitis stellen immer einen medizinischen Notfall dar. Bei rascher
Diagnose und Behandlung ist in vielen Fällen eine folgenlose Heilung möglich.
Bei ausbleibender oder zu spät begonnener Therapie sind tödlicher Verlauf oder
schwere neurologische Defizite nicht selten.
Bei folgenden Warnsymptomen
sollten Sie umgehend Kontakt zu einem Arzt oder Notarzt aufnehmen
oder eine Klinik aufsuchen: |
heftigste, (meist nackenbetonte) Kopfschmerzen |
Fieber mit Störungen des Bewusstseins |
Fieber mit Übelkeit, Erbrechen und Lichtscheu |
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In Gespräch und Untersuchung können Arzt oder Notarzt entscheiden, ob eine
sofortige Aufnahme in ein Krankenhaus notwendig ist.
Untersuchung und Behandlung im Krankenhaus
Im Krankenhaus kann anhand von Schnittbilduntersuchungen des Gehirns
(Computertomographie (CCT),
untersucht werden, ob auch eine andere Ursache der Beschwerden, wie zum Beispiel
ein Schlaganfall in Frage kommt und
ob die Untersuchung des Nervenwassers möglich ist.
Unverzüglich wird dann zu diesem Zweck eine
Lumbalpunktion durchgeführt. Durch
Untersuchung wird nicht nur geklärt, ob überhaupt eine Meningitis
vorliegt, sondern es gelingt häufig, auch den entsprechenden
Krankheitserreger zu bestimmen.
Typische Befunde sind:
- Entzündungsparameter im Blut (Blutsenkungsgeschwindigkeit erhöht, weiße
Blutzellen vermehrt u.ä.)
- Entzündungszellen im Nervenwasser
- am wichtigsten ist der Erregernachweis im Nervenwasser
Anschließend erfolgt die Behandlung mit ausgewählten Antibiotika.
In schweren Fällen findet die Behandlung zunächst auf der
Intensivstation statt.
Bei der
viralen Meningitis ist im allgemeinen eine
symptomatische
Therapie (Schmerzmittel, Mittel gegen Übelkeit) ausreichend.
Die
tuberkulöse Meningitis erfordert bei begründeten Verdacht eine
umfangreiche
Langzeittherapie.
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Differentialdiagnose
Bei typischem klinischem Befund besteht differentialdiagnostisch lediglich das
Problem, zwischen den verschiedenen Meningitisformen zu unterscheiden.
Bei fehlenden Infektzeichen kommen zahlreiche andere Ursachen von
Kopfschmerz in Frage, gefährlich ist in
erster Linie die Aneurysmablutung.
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Risikofaktoren
Bei der Meningitis handelt es sich um eine Infektionskrankheit, welche oft durch
Kontakt mit Erkrankten übertragen wird (siehe auch
Schema zur Prophylaxe von Epidemien). Weitere Ursachen
stellen akute und chronische Infektionen im Bereich des Kopfes (z.B.
MittelohrEntzündung) oder Knochendefekte (z.B. eine zurückliegende
Schädelbasisfraktur) dar.
Risikofaktoren, die einen schweren Verlauf bewirken können |
geschwächtes Abwehrsystem (chronische Krankheiten, Alkoholismus, Zustand
nach Milzentfernung) |
späte Diagnosestellung |
verzögerte oder nicht ausreichende Therapie |
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Prophylaxe
Bei der Prophylaxe (Vorsorge) ist zu unterscheiden zwischen der
Vorbeugung der
Ausbreitung der Erkankung innerhalb einer Gemeinschaft von Menschen
(Epidemie-Prophylaxe) und der
Vorsorge, die der/die
Einzelne treffen kann, um sich vor einer Infektion zu schützen.
Diese Maßnahmen spielen praktisch nur bei den hochgefährlichen bakteriellen
Meningitiden eine Rolle.
Die wesentlichen Punkte der Epidemieprophylaxe sind:
- Meldepflicht des Krankheitsfalles und frühzeitige gezielte Therapie
- Erkennung des Erregers
- Erfassung der Kontaktpersonen mit vorübergehender Isolation und
prophylaktischer Antibiotikagabe
Die individuelle Prophylaxe ist nur begrenzt möglich.
Als
Erreger der bakteriellen Meningitis kommen im wesentlichen vor:
- Meningokokken (Neisseria meningitides)
treten in allen Alterstufen auf, häufig auch bei Kindern. Die typischen
Krankheitssymptome fehlen fast nie. Es treten
verschiedene Erregerstämme auf, gegen den häufigsten von ihnen (Typ B) ist
derzeit keine Impfung möglich. Kontaktpersonen erhalten eine
kurzfristige Antibiotikaprophylaxe mit Rifampicin.
- Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae)
sind die häufigsten Erreger beim Erwachsenen (häufiger bei
Risikopatienten, gelegentlich zusammen mit einer
LungenEntzündung). Auch hier treten mehrere Erregerstämme auf, eine
Impfung, die vor den meisten Stämmen schützt ist erhältlich und
wird Risikogruppen empfohlen.
- Haemophilus influenzae Typ B
ist der häufigste Meningitiserreger im Kindesalter. Eine Impfprophylaxe
ist in den üblichen Schutzimpfungen meist enthalten und bietet gegen den
häufigsten Stamm, Typ B, einen wirksamen Schutz.
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Komplikation
- eine Ausbreitung der Entzündung auf das Gehirn führt zu einer
Gehirnentzündung (Enzephalitis).
(vgl. auch Symptome bei Gehirnbeteiligung.
- Verklebungen der Hirnhäute
können die Zirkulation des Nervenwassers beeinträchtigen und so zu
erhöhtem Hirndruck führen (Wasserkopf = Hydrocephalus).
- vor allem die Pneumokokkenmeningitis kann zu Hörstörungen bis
zur Ertaubung führen.
- eine Ausbreitung der Erreger kann bei der bakteriellen Meningitis zur
Blutvergiftung (Sepsis) führen. Dies ist besonders gefährlich bei der
Meningokokkeninfektion (Waterhouse-Friedrichson-Syndrom) und kann
dort in Minuten bis Stunden tödlich sein.
- weitere Komplikationen sind:
Fragen
Ihre Fragen zum Thema Meningitis/Enzephalitis senden Sie bitte per E-Mail an meningitis@hydrocephalus.de
Bitte überprüfen Sie zunächst, ob sie bereits in der
FAQ-Sammlung beantwortet worden sind.
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Entstehung und Prophylaxe einer Epidemie (Schema)