neurologie-faq
wegen eines HWS-Traumas wurde ich vor 4 Wochen von einem Chiropraktiker
eingerenkt. Wenige Stunden danach bekam ich einen Kreislaufkollaps.
Weitere Symptome:
Sehr starker Schwindel, Benommenheit, Kreislaufprobleme, leichtes
Taubheitsgefuehl im linken Schienbein und ab und an leichtes Kribbeln im
linken Fuss. Jetzt nach wie vor Schwindel und leichte Benommenheit und
weiterhin Kribbeln (Fuss, Schienbein). Kreislauf o.k. mittlerweile.
Roentgenaufnahmen+Kernspintomographie von Hals/Wirbel/Kopf +
neurologische Untersuchungen ergaben keine Erkenntnisse; demnach alles
o.k.. Vielleicht haben sie aehnliche Krankheitsbilder/geschichten schon
gehoert, bzw. haben Tips, wie lange sich solche Geschichten ziehen
koennen. (oder Anlaufadressen ... ).
Antwort
Es gibt sehr unterschiedliche Arten eines HWS-Traumas (Schleudertrauma,
Wirbelkörperbruch u.a.). Wenn der neurologische Befund normal ist, kann mit
einer Rückbildung der subjektiven Beschwerden innerhalb weniger Wochen gerechnet
werden. Bei Schwindel empfiehlt sich durchaus körperliche Betätigung, z.B. in
Form des beschriebenen
Schwindeltrainings.
Bei der beschriebenen Darstellung könnte die Symptomatik auch Folge der
chiropraktischen Manöver sein, die in seltenen Fällen zu Verletzungen der
Arteria vertebralis führen.
Manifeste Schäden kann man häufig in der Kernspintomographie erkennen, noch
sicherer ist die - von Neurologen häufig selbsttätig durchgeführte - Doppler-
(u. Duplex-)sonographie der Blutgefäße am Hals. Wenn auch dies bei Ihnen
unauffällig war, ist nicht mit bleibenden Schäden zu rechnen.
NB: Häufig ist Schwindel bei HWS-Traumen auch Folge einer durch zu langes
Tragen (> 1 Woche) hervorgerufenen Schwäche der Hals-Nacken-Muskulatur. Auch
dies bessert sich sich durch körperliche Aktivität, ggf. unterstützt durch
krankengymnastische Übungen.
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Mich interessiert, der Krankheitsverlauf bei einem Gehirninfarkt. Außerdem bitte
ich um Mitteilung ob nach abgeschlossener Behandlung keine Dauerschäden
davongetragen werden.
Antwort
Leider ist der Gehirninfarkt eine Erkrankung, die definitionsgemäß
("-Infarkt" = Gewebsuntergang) mit einem bleibenden Substanzverlust einhergeht.
Allerdings ist das Gehirn in der Lage, bei nicht zu großen Schädigungen die
Funktionen auf andere Bereiche zu verlagern, so daß "von außen betrachtet" eine
anscheinend vollständige Heilung möglich ist. Unterstützt wird dieser Vorgang
von so rasch wie möglich einsetzenden Rehabilitationsmaßnahmen.
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... ich bin 30 Jahre alt, und habe vor drei Wochen einen
leichten Schlaganfall erlitten. Gott sei Dank ist nichts wirklich grobes
dabei passiert.
Momentan warte ich auf Befunde ... ob irgendwelche organischen Fehler dazu
geführt haben.
Bis dahin muss ich Kinder Aspirin schlucken um Thrombosen vorzubeugen.
Ich habe leider keine Ahnung wie ich mich jetzt verhalten soll. Ich habe
immer noch einen Schatten im linken Bereich des linken Auges.
Schwindel-Panik Attacken kommen immer noch vor, meist in der Frühe, im
Schlaf, aber nicht mehr so schlimm.
Ich weiß also nicht, ob ich mich jetzt schonen und viel schlafen soll,
oder eher viel bewegen. Ich gehe Rollerbladen und spazieren, und ich
gehe auch wieder arbeiten...
Antwort
Ein Schlaganfall in diesem Alter ist wirklich eher selten, so daß die Frage, ob
irgendwelche organischen Fehler dazu geführt haben wirklich in ganz besonderer
Weise zu stellen ist.
Neben den allgemein bekannten Risikofaktoren gibt es seltene Veränderungen in
der Blutzusammensetzung, Fehler am Herzen oder an den Blutgefäßen, die auch bei
jüngeren Menschen zu einem Schlaganfall führen können. Selten kann auch ein
Blutgefäß spontan oder bei einer unglücklichen Kopf-/Halsbewegung einreißen,
sich verengen und so einen Schlaganfall auslösen (Dissektion).
Bei vielen Ursachen des Schlaganfalles gibt es keine ganz gezielte
Therapiemaßnahme, so daß man versucht, die Gerinnungsfähigkeit des Blutes
herabzusetzen. Am verträglichsten gelingt dies mit Aspirin. In Studien konnte
gezeigt werden, daß hierdurch - auch bei fehlendem Nachweis einer eigentlichen
Ursache des jeweiligen Schlaganfalles - das Risiko eines erneuten
Schlaganfall vermindert werden konnte.
Ohne daß ich genaue Befunde kenne, deutet die geschilderte Symptomatik auf
einen Schlaganfall im hinteren Bereich des rechten Gehirns (Occipitallappen)
hin. Hier befindet sich sozusagen die Leinwand, auf die auf der linken Seite
wahrgenommene Gegenstände vom Auge übertragen werden. Ein Schlaganfall in diesem
Bereich schädigt sozusagen einen Teil der Leinwand. Leider sind hier oft kleine
Restausfälle der Funktion auf Dauer unvermeidlich, was insbesondere im
Straßenverkehr zu gefährlichen Situationen führen kann (Gefahren von dieser
Seite werden nicht oder zu spät erkannt).
Im Prinzip ist eine weitgehend normale körperliche Betätigung durchaus zu
empfehlen (bitte die Funktionsausfälle und die damit verbundene Gefährdung im
Straßenverkehr berücksichtigen!)
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... ich bin auf der Suche nach Informationen, Links und Kontaktadressen ueber
Lissencephalie...
Antwort
Leider kann ich im Moment nicht mit Links und Kontaktadressen speziell zum Thema
"Lissencephalie" dienen.
Was das Krankheitsbild und seine Entstehung angeht:
Bei der Lissenzephalie handelt es sich um ein im allgemeinen schweres
Mißbildungssyndrom des Gehirns. Alle Mißbildungssyndrome, auch die, die nicht
das Gehirn betreffen, haben im wesentlichen den gleichen Entstehungsmechanismus:
In der Embryonalzeit, in der die einzelnen Organe des Körpers entstehen, kommt
es aufgrund unterschiedlicher Einflüsse (genetische Defekte, Schädigung
von außen durch Infektion, Strahlen, Gifte) zur fehlerhaften Anlage einzelner
Organe. Bei der Lissenzephalie betrifft die Störung die Anlage des Gehirns.
Das menschliche Gehirn besteht aus einer großen Zahl verschiedener Nervenzellen,
welche, unterstützt von sog. Gliazellen, nach einem genauen Bauplan angeordnet
sind. Diese Anordnung spiegelt sich im reifen Gehirn durch die von außen
sichtbaren Gehirnwindungen wieder. Bei der Lissenzephalie besteht eine Störung
dieser Gehirnarchitektur, was man am Fehlen dieser Gehirnwindungen erkennen
kann. Damit geht eine oft deutliche Beeinträchtigung der Gehirnfunktion einher.
Die Lissenzephalie tritt gelegentlich kombiniert mit anderen Mißbildungen (Augen,
Muskulatur, Herz, Zwölffingerdarm) auf. Die Prgnose ist im allgemeinen sehr ernst.
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... ich bin orthopädie-schuhtechniker, befasse mich derzeit
mit dem neuropathischen fuß doch meine frage ist folgende
der sympathikus ist ein nerv der alles sagen wir antreibt im gegensatz zum
parasym. doch in wie fern hängt die schädigung dieses nerves mit der peripheren
neuropathie zusammen
2 frage
warum wird als erstes der peronäus geschädigt und nicht die z.b. tiefliegende
hintere od. sie schienbein muskulatur ?
Antwort
Der neuropathische Fuß ist insgesamt ein sehr komplexes Thema, da hier in
unterschiedlicher Weise die verschiedenen Anteile des peripheren Nervensystems
zur Fehlfunktion "beitragen" können.
- Das sensomotorische Nervensystem
- Der motorische Nerv
Sein Ausfall bewirkt im Rahmen der Neuropathie die Schwäche, d.h. bei der
Peronäus-Lähmung das Herabhängen des Fußes, bei anderen Neuropathien die
Fehlversorgung der kleinen Fußmuskeln mit gestörter Form des Fußgewölbes
(Hohlfuß u.a.).
- Der sensible Nerv
Seine Schädigung verursacht einerseits die bei der Neuropathie auftretenden
Mißempfindungen und Schmerzen, wobei es sich quasi um die irrtümliche
Übermittlung von Gefühlen handelt, die in Wirklichkeit nicht vorhanden sind
(Kitzeln, Schmerz). Des weiteren fehlt jedoch die Übermittlung
realer Gefühle, so daß die betroffenen Patienten sich häufig unbemerkt kleine
Verletzungen zuziehen (Splitter im Schuh, Verletzung bei Nagelpflege u.ä.),
woraus sich gefährliche und langwierige Entzündungen entwickeln können.
- Das vegetative Nervensystem
Das vegetative Nervensystem regelt im Zusammenspiel von Sympathicus und Parasympathicus
in fein abgestimmter Weise Hautdurchblutung, Weite
der Blutgefässe, Schweißsekretion. Bei der Neuropathie kommt es zu oft ungleich
verteilter Schädigung der Ausfälle, was entweder zu überflüssiger oder ganz
fehlender Schweißproduktion, zu unnötig eng oder weitgestellten Blutgefäßen führt.
Dieser Prozeß schädigt, z.B. durch Infektionen (Pilz) weiter die Haut des Fußes.
Lokalisation der Ausfälle:
Jede Art der Neuropathie kann Nerven unterschiedlich schädigen. Neuropathisch leicht
geschädigte Nerven sind auch gegenüber anderen
Schädigungsmechanismen vermehrt empfindlich. Der Peronäus gehört zu den längsten
Nerven unseres Körpers und ist deshalb für derartige Schädigungen prädestiniert.
Entgegen der anderen Beinnerven ist er zusätzlich durch seinen Verlauf und
seine oberflächliche Lage bei Bewegungen vermehrt belastet (Dehnung, Verlagerung)
und durch Druck/Stoß besonders gefährdet, so daß er, wie an den Armen
der Ulnaris, bei einer generalisierten Neuropathie am stärksten betroffen ist.
NB: Ein besonderes Bild des neuropathischen Fusses findet sich beim diabetischen
Fuß, der durch die Neuropathie, zusätzlich jedoch
sehr stark auch durch die Gefäßveränderungen bei
Diabetes mellitus verursacht ist.
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Neuronale intestinale dysplasie...was sagt ein Neurologe eigentlich
dazu?
Wenn sich diese Krankheit offensichtlich über den fast ganzen
Intestinaltrakt ausgebreitet hat, wäre es denkbar, daß sich eine
Schädigung dieser Art an den Nervenzellen auch woanders im vegetativen
Nervensystem ausbreitet? Vielleicht beim Herzen?
Antwort
Bei der Neuronalen intestinalen dysplasie (international als "intestinal
neuronal dysplasia" - IND type B bezeichnet) handelt
es sich um die harmloseste Form einer Gruppe von Erkrankungen, die aus einer
fehlerhaften Anlage vegetativer Nervenzellen in der Wand des Darmes resultieren.
Die schwerste Form ist die Aganglionose, das vollständige Fehlen von Nervenzellen
(Ganglien) in einem Abschnitt des Darmes (sog. Hirschsprung-Krankheit).
Andere Ausprägungen der Erkrankung wie das Auftreten unreifer Nervenzellen,
vergrößerter Nervenzellen mit eingeschränkter Funktion
oder verlagerter Nervenzellen werden ebenfalls beobachtet und als IND bezeichnet.
Gelegentlich treten IND (in größeren Darmabschnitten) und Hirschsprung-Krankheit
(lokal begrenzt) gemeinsam auf.
Die eigentliche Funktion der fehlerhaften Nervenzellen, die in Form eines
Geflechtes (Plexus myentericus)
entlang des gesamten Darmes untereinander ver"drahtet" sind , besteht
darin, in einem regelmäßigen Rhythmus einen Abschnitt des Darmes erschlaffen
zu lassen, während sich der benachbarte Abschnitt zusammenzieht und somit
den Nahrungsbrei "weiterpumpen" kann (sog. Peristaltik). Bei der Aganglionose
kann sich der betroffene Darmabschnitt überhaupt nicht erweitern und es
kommt zum Stau mit Symptomen der Verstopfung. Oft muß der betroffene Darmabschnitt
chirurgisch entfernt werden. Bei den anderen Formen der IND treten gelegentlich
auch Verstopfungssymptome auf, Operationen sind jedoch selten erforderlich.
Es ist richtig, daß die betroffenen Nervenzellen des Plexus myentericus zum
vegetativen Nervensystem zu zählen
sind (Parasympathicus-Aktivität). Aus verschiedenen Gründen ist jedoch nicht
damit zu rechnen, daß sie sich "woanders im vegetativen nervensystem ausbreitet".
- Die Funktion des Plexus myentericus ist praktisch nicht an eine Verbindung
mit dem zentralen Anteil des vegetativen Nervensystems gebunden. Sie
bleibt erhalten, wenn z.B. aus anderen Gründen jegliche Verbindungen des Darmes
mit dem zentralen Anteil des Parasympathicus (N. Vagus) unterbrochen werden.
Wenn - im Experiment nachgewiesen - ein Teil des Darmes operiert und verkehrt
herum eingesetzt wird, läuft der Nahrungstransport (Peristaltik) in diesem
Abschnitt nach der Operation ebenfalls verkehrt herum ab - es kommt zum Stau.
- Vermutlich unterscheiden sich diese Nervenzellen auch in anderer Hinsicht von
den übrigen Nervenzellen
des vegetativen Nervensystems: Sie beutzen z.B. eigene chemische Überträgerstoffe.
- In der Wand des Herzens gibt es nahezu keine parasympathischen Nervenzellen.
1-3) Aufgrund fehlender Gemeinsamkeiten mit anderen Anteilen des vegetativen
Nervensystems ist eine "Ausbreitung" außerhalb des Darmes sehr
unwahrscheinlich.
Außerdem: Es handelt sich bei der IND um ein sogenanntes Mißbildungssyndrom,
d.h.: die fehlerhafte Anlage der Nervenzellen besteht
seit der Entstehung des Darmes - bereits im Mutterleib. Veränderungen können
nach der Ausreifung der Organe nicht mehr auftreten. Ein "Ausbreiten" im Sinne
einer erworbenen Erkrankung während des späteren Lebens ist demnach nicht möglich.
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mit großem Interesse habe ich Ihre Seiten über Meningitis gelesen, da
ich kürzlich selbst an einer Listerienmeningitis erkrankte.
Leider konnte ich bis jetzt nicht viel über diese Bakterien im
Internet/ Büchern finden. Mich würde interessieren wieviel Fälle von
Listerienmeningitis/ Meningits es im Jahr in Deutschland gibt.
Ist man wenn man einmal an Meningitis erkrankt war, anfälliger für
eine neue Meningitis Infektion, oder kann es sein, das einige Listerien
meine 12 tägige Antibiotika Breitsprektumbehandlung überlebt haben und
zu einem Rückfall
führen?
Antwort
Bei den Listerien handelt es sich um Erreger, die eigentlich sehr weit
verbreitet sind. Meistens werden sie vom Körper unschädlich
gemacht, ohne eine eigentliche Erkrankung ausgelöst zu haben. In Einzelfällen
treten jedoch schwere, durch Listerien verursachte Krankheitsbilder auf.
Im Bereich des Nervensystems gefürchtet ist neben der Listerien-Meningitis (Erkrankung
der Hirnhäute) die Listerien-Enzephalitis (Erkrankung des Gehirns). Während die
Meningitis-Symptome (Nackenschmerz, Fieber) oft weniger stark ausgeprägt sind als
bei anderen bakteriellen Meningitiden, stehen früh Zeichen der Gehirnbeteiligung
im Vordergrund (Müdigkeit, neurologische Ausfälle). Bei gezielter Behandlung
(z.B. Ampicillin als Tropf) ist in den meisten Fällen mit einer Ausheilung
und einem positiven Verlauf zu rechnen. Wichtig ist die frühzeitige Diagnose,
da einige gängige Antibiotika speziell gegen Listerien nichts ausrichten können.
Ich weiß leider nicht, wie viele Fälle von Listerienmeningitis es in Deutschland gibt,
insgesamt tritt die Erkrankung seltener als andere Meningitis-Formen auf.
Man ist nicht durch die Erkrankung selbst anfälliger. Gelegentlich ist jedoch
die Erkrankung an einer Meningitis erster Hinweis auf einen Defekt des
Immunsystems. Ein solcher Defekt stellt natürlich ein erhöhtes Erkrankungsrisiko
dar.
Selten, v.a. bei Behandlung mit dem falschen Antibiotikum oder zu kurzer
Behandlungsdauer ist es möglich, das Bakterien überleben und zu einer
Reaktivierung der Erkrankung führen. Dieser Vorgang kommt BEI ALLEN
Infektionskrankheiten vor. Die Therapieempfehlungen (Art des Antibiotikums, Art
und Dauer der Anwendung) berücksichtigen dies, so das Rückfälle heute nur selten
auftreten.
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