Vorgehensweise
Ein Computerprogramm zeigt dem Chirurgen den besten Weg zur
gestauten Hirnwasserkammer und zum Abflusshindernis. Die Therapie besteht in
einer Ableitung (Drainage, Shunt).
Das Anbringen des Bohrloch im Schädelknochen und das
Anpunktieren der Hirnwasserkammer wird entweder unter Ultraschallkontrolle oder
mit einem Navigationsprogramm vorgenommen. Diese in der Neurochirurgie häufig
eingesetzten Computerprogramme beruhen auf den Daten der bildgebenden Verfahren,
besonders des Schichtröntgens (Computertomographie), der magnetunterstützten
Schnittbildverfahren (MRT) und Ultraschallverfahren.
Die aufgenommen und gespeicherten Bilder dieser
Untersuchungen zeigen die genaue Lage und das Ausmaß der Aufweitung der
Hirnwasserkammern, die Lage und Größe des Abflusshindernis, z.B. einer
Geschwulst oder Narbe.
Der Computer ermittelt aus diesen Daten den Punkt am Schädel,
an dem der Bohrer angesetzt werden muss. Außerdem berechnet er die beste
„Marschroute“ zu der erweiterten Hirnkammer und zu dem Abflusshindernis.
Die CT- und MRT-Bilder werden dann in den Operationscomputer
eingespeichert. Vor der Operation bringt der Chirurg diese gespeicherten
Bilddatensätze mit der Lage des Patienten auf dem Operationstisch zur Deckung.
Von außen werden sogenannte Marker (Orientierungspunkte) am Kopf des Patienten
aufgeklebt. Sechs bis neun, manchmal auch mehr Marker (Fixpunkte) am Kopf
erlauben eine eindeutige Zuordnung und werden über ein Computer-Rechenprogramm
mit dem Zielpunkt im Gehirn in Übereinstimmung gebracht. Zugleich erlauben ähnliche
Markerpunkte oder spezielle Magnet- oder Infrarotsysteme, während der Operation
ständig die Position der Instrumente in Relation zu den Strukturen des Gehirns
zu verfolgen.
Durch das Bohrloch im Schädel kann ein flexibler
Lichtleiter mit Kameraaufsatz (Endoskop) in die Hirnkammer eingeführt und die
Abflussverhältnisse eingesehen werden.
Wenn eine Geschwulst die Hirnwasserkanäle zusammendrückt,
wird sie durch Instrumente, die durch einen Endoskopkanal geschoben werden,
beseitigt oder verkleinert, manchmal werden auch die Wände des Kanals mit einem
Röhrchen aus Stahlnetz („Stent“) unterstützt. Verklebungen können gelöst,
gekammerte Hohlräume gefenstert werden, damit die Zirkulation des Hirnwassers
wieder unbehindert erfolgen kann.
Kommt ein endoskopischer Eingriff nicht als Behandlung in
frage, wird ein ventilgesteuerter Shunt, d.h. eine äußere Verbindung zwischen
Hirnkammern und (heutzutage meisten) dem Bauchraum geschaffen, damit das
Hirnwasser abfließen kann. Unter der Haut, hier z.B. hinter dem Ohr, befindet
sich ein Reservoir, durch das Hirnwasser abpunktiert und untersucht werden kann.
Die Hirnwasserableitung (der „Shunt“) kann in
den Bauchraum oder ins Herz erfolgen
Soll der Abfluss nur vorübergehend nach außen geleitet
werden, z.B. nach einer Verletzung, spricht man von einer Drainage.
In das Schlauchsystem des Shunts eingefügte Ventile sorgen
dafür, dass Hirnwasser erst ab einem bestimmten Öffnungsdruck abfließen kann,
damit kein Unterdruck im Schädelinneren entsteht, der dem Patienten
Kopfschmerzen bereiten würde.
Der Ventilmechanismus gewährleistet eine Art
„Einbahnstraße“ für den Ablauf des Hirnkammerwassers: die Flüssigkeit
kann aus dem Gehirn fließen, aber nicht zurück ins Gehirn gelangen
Hat eine Blutung aus einem Hirngefäß oder aus dem
Hirngewebe den Hirnwasserabfluss verlegt, wird die Blutung über ein Endoskop
abgesaugt. Geronnenes Blut kann mit einem durch das Endoskop gegebene Mittel
aufgelöst und dann abgesaugt werden. Ist eine geplatzte Blutgefäßaussackung
Ursache der Blutung, die sich in die Hirnwasserkammer Bahn brach, wird die
Gefäßaussackung über das Endoskop mit einem Clip abgebunden.
Ist der Abfluss des Hirnwassers wiederhergestellt, wird das
Endoskop mit seinen Aufsätzen entfernt. Die Hirnkammerwand und die Hirnhaut
wird geklebt oder genäht, das Bohrloch wird mit dem kleinen Knochendeckel
verschlossen. Die kleine Wunde an der Kopfschwarte wird mit Gewebekleber
geklebt.
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