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Ärztliche "Schutzengel" sollen per Internet Leben retten
In einem Naturschutzgebiet auf der Schwäbischen Alb ist ein Radfahrer schwer gestürzt; er hat vermutlich Gehirnverletzungen erlitten. Der junge Notarzt -- erstmals eigenverantwortlich im Einsatz -- fühlt sich mit der lebensbedrohlichen Situation überfordert. Auf die Hilfe von erfahrenen Kollegen kann er nicht schnell zurückgreifen. In dieser Lage drückt der Notarzt in seinem Wagen auf einen Alarmknopf. Prompt helfen Kollegen der "Schutzengel-Zentrale" am Universitätsklinikum Tübingen, die rund um die Uhr besetzt ist. Am Monitor verfolgen erfahrene Fachmediziner der Zentrale das Geschehen im Notarztwagen.
Entwickler dieses "weltweit einmaligen Schutzengel-Systems" sind die Assistenzärzte Marcus Rall, Jörg Zieger und Bertram Schädle im Patientensicherheits- und Simulatorzentrum der Uniklinik für Anästhesiologie sowie Informatiker des Rechenzentrums Stuttgart. Das System entstand bei dem EU-Forschungsprojekt "Mobiles Live- Telemanagement und -Mentoring bei akuten Notfällen". Der rote Faden bei dem Projekt ist eine drahtlose interaktive Verbindung vom Arztwagen zur Zentrale. Die wechselseitige Übermittlung der audiovisuellen Daten funktioniert bisher nur zwischen zwei festen Standorten, aber in einigen Monaten soll es auch eine mobile Lösung geben. Rall ist überzeugt: Über das Internet können bald aus einem fahrenden Notarztwagen online Videobilder und Kerndaten per Handy und Laptop störungs- und verzögerungsfrei übermittelt werden. Mitglieder eines Experten- und Notfallteams, das in jeder großen Klinik zusammengerufen werden kann, lesen Angaben zu Herztätigkeit, Blutdruck und Sauerstoffsättigung eines Verunglückten oder Kranken. Das Tübinger Schutzengel-Team unter Ralls Leitung hat vielfach Notfallsituationen an einer Patientenpuppe simuliert. Dies können Tübinger Medizinstudenten schon seit einigen Semestern in kleinen Gruppen erproben. Zum Ernstfall betont Rall allerdings: "Multimediales und interaktives Telementoring ersetzt keinesfalls den Arzt vor Ort, in dessen Händen letztlich die Entscheidungsgewalt bleibt." Die Zweitmeinung der Experten in der Zentrale könne in der Hektik des Einsatzes aber verhindern, dass sich der Notarzt auf ein medizinisches Problem fixiert, das womöglich gar nicht das wichtigste sei. So könnten auch Behandlungsfehler vermieden werden, die vielleicht irreversible Schäden und teure Folgekosten auslösen. Die Tübinger Idee ruht auf Entwicklungen der 90er Jahre: Seit 1990 stehen Patientensimulatoren bereit, und seit 1992 können Patienten auf Intensivstationen digital überwacht werden. 1999 unternahmen Rall und sein US-Kollege David Gaba erste Pilotversuche zum Telementoring bei Zwischenfällen in der Anästhesie. Der Tübinger Arzt kann sich vorstellen, das Schutzengel-System auch im Operationssaal einzuführen. KommentareFür den Inhalt der Kommentare sind die Verfasser verantwortlich. |