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Zwei ungeklärte Todesfälle nach Mandel-OP

Staatsanwaltschaft ermittelt im Westpfalz-Klinikum
- Patientinnen nach Nachblutungen gestorben

Zwei ungeklärte Todesfälle nach Mandeloperationen in der HNO-Klinik des Westpfalz-Klinikums sind Gegenstand von Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Kaiserslautern. Das Klinikum bestätigte gestern, dass die Staatsanwaltschaft zwei Fälle von ungeklärter Todesursache untersuche.








"In beiden Fällen wurde bislang keine bestimmte Person beschuldigt, den Tod der Patientinnen durch Fahrlässigkeit verursacht zu haben", erklärte der Leitende Oberstaatsanwalt Helmut Bleh. Am 19. April starb nach seiner Darstellung ein 15-jähriges Mädchen aus Kaiserslautern, nachdem es bei der Patientin nach einer Mandeloperation am 5. April mehrfach zu heftigen Nachblutungen gekommen sei. Das Mädchen war nach den Worten des Leitenden Oberstaatsanwalts am 12. April aus der HNO-Klinik entlassen worden. Als am nächsten Tag Nachblutungen einsetzten, wurde die 15-Jährige per Notarzt wieder ins Krankenhaus gebracht und am 13. und 14. April nachoperiert. Nach dem zweiten Eingriff am 14. April sei die 15-Jährige nicht mehr aus der Narkose erwacht. Bleh: "Ob der Tod des Mädchens auf ein Verschulden auf der Behandlungsseite zurückzuführen ist, soll durch ein von der Staatswaltschaft in Auftrag gegebenes Gutachten des Rechtsmedizinischen Instituts der Universität Mainz geklärt werden."

Auch im zweiten Fall hat die Staatsanwaltschaft einen Sachverständigen einer auswärtigen HNO-Klinik beauftragt, sich gutachterlich zu äußern. Hier handelt es sich um eine 60-jährige Frau aus Kaiserslautern, die am 13. Juni ebenfalls an den Mandeln operiert worden war. Auch bei ihr war es nach Darstellung des Staatsanwalts nach der Operation wiederholt zu Nachblutungen gekommen, bei deren Bekämpfung die Patientin bewusstlos geworden und infolge eines Herz-Kreislauf-Versagens am 22. Juni gestorben sei.

"Meistens bekommt man Nachblutungen nach Mandeloperationen in den Griff", erklärte gestern Norbert Stasche, Chefarzt der HNO-Klinik, der das Risiko mit drei bis acht Prozent als hoch im Vergleich mit anderen Operationen bezeichnete. In der Bundesrepublik sterben nach seinen Worten jedes Jahr einige Patienten an den Folgen einer Mandeloperation. Das hänge damit zusammen, dass der Kopf-Hals-Bereich sehr stark durchblutet sei und es sich hier um relativ große Blutgefäße handele. Alle Patienten würden über das Nachblutungsrisiko aufgeklärt, es handele sich um "ein bekanntes eingriffsspezifisches Risiko". In der Kaiserslauterer HNO-Klinik werden laut Stasche pro Jahr 500 bis 700 Mandeloperationen durchgeführt.

Mandeloperationen bezeichnete Diana Dietrich, Geschäftsführerin des Westpfalz-Klinikums, als "Mischung zwischen Lappalie und gefährlichem Eingriff". Konkret zu den beiden Fällen wollten sich Stasche und Dietrich mit Hinweis auf die Ermittlungen nicht äußern. Dietrich erklärte, auf dem Totenschein werde immer dann "ungeklärte Ursache" angegeben, wenn irgendwelche Zweifel bestünden, "wissend, dass die Staatsanwaltschaft kommt". Das geschehe auch "zu unserer eigenen Sicherheit, wenn wir nicht 100 Prozent sicher sind". Die Angabe "ungeklärte Todesursache" führe außerdem automatisch zu einer Obduktion.

Geschrieben von newsbote am 23.07.2002 20:12:21   (8106 * gelesen)

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