Immer häufiger nehmen bereits Schüler Psychopharmaka ein
Datum 28.12.2001 20:05:50
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Einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ nach, ist die Zahl der Schüler, die regelmäßig Psychopharmaka einnehmen, dramatisch gestrigen.
Mittlerweile nehmen nach Schätzungen von Experten allein in Nordrheinwestfalen 10000 Schüler regelmäßig Medikamente gegen Konzentrationsstörungen ein. Der Anteil liegt in den anderen Bundesländern ähnlich hoch.
Die Mittel werden in Selbstversuchen genommen, als auch von den Eltern verabreicht. Häufig werden die Psychopharmaka auch von Ärzten verordnet.
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marion Caspers-Lerk (SPD) sagte, man dürfe die Augen vor den daraus folgenden Gefahren nicht verschließen.
Lehrer hätten Ihr sogar schon davon berichtet, dass Psychopharmaka sogar auf den Schulhöfen während der Pausen verkauft würden. Dabei würden es sich meistens um verschreibungspflichtige Substanzen wie Methylphenidat, die als "Ritalin" oder "Medikinet" im Handel erhältlich ist, handeln. Der Verkauf der Arzneimittel sei sprunghaft gestiegen, so die Drogenbeauftragte.
Diese Entwicklung bestätigte auch der Psychologe an der Kölner Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Manfred Döpfner. Der Wissenschaftler ist Experte für Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitäts- Störungen. Die Krankheit (ADHS) sei seit vielen Jahren bekannt, vermutlich vererbbar und beruhe auf leichten Funktionsstörungen im Gehirn, so Döpfner.
Die Kinder, die von dieser Krankheit betroffen seien, könnten ihrer motorischen Aktivität kaum stoppen. Sie haben Schwierigkeiten dem Unterricht zu folgen, die Leistungen ließen rapide nach und zeigten ein dissoziales Verhalten.
Döpfner geht davon aus, dass die ADHS-Häufigkeit zugenommen hat. Jedoch könne die Krankheit, auch wenn sie genetisch bedingt ist, noch zusätzlich durch äußere Umstände (TV-Konsum, mangelnde Bewegung) gefördert werden.
Experten sind der Meinung, das Eltern an dem Medikamentenkonsum ihrer Kinder nicht ganz unschuldig seien. Wenn sie mit ihren Kindern nicht mehr fertig würden, kämen sie zum Arzt und fragten nach Maßnahmen gegen die Rastlosigkeit ihrer Kinder. Anschließend erhielten sie ohne Bedenken Pillen auf Rezept.
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