Hallo hasekami,
ich bin 26 Jahre und habe seit meiner Geburt HC. Auch ich bin besitzer eines Schwerbehindertenausweises. von dem ich erst nach dem Tod meines Vaters vor 11 Jahren erfahren habe. Rein zufällig beim durchschauen der Ordner meines verstorbenen Vaters. Ich war am Anfang echt entsetzt und aufgewühlt... Ein Schwerbehindertenausweis, ich und Schwerbehindert.. Nein das kann nicht sein. Ich habe mich massiv dagegen gewert und habe mich fürchterlich dagegen aufgeregt.
Na gut ich habe als Kind oft im Krankenhaus gelegen, aber das war für mich keine Belastung da ich es ja nicht anders kannte. Nein ganz im Gegenteil, ich habe Krankhaus immer damit verbunden, das es mir dann danach wieder besser geht... Es war fast wie Urlaub.. auch wenn es sich vielleicht für den einen oder anderen etwas komisch jetzt anhört. Auf jeden Fall, meine Umwelt hat mich nie wegen HC anders behandelt, es war kein Thema.. und ich habe mich immer Krankenhaus über die ganzen Briefe die dann erhalten habe gefreut. Das jetzt nicht das Thema. Was ich damit eigentlich sagen will, trotz der Krankenhausaufenthalte und die Gesundheitliche Probleme die darum waren, hat es mich nie sonderlich Belastet. Es war für mich "normal" weil ich mit HC halt geboren wurde, ich weis nicht wie es ohne ist. Ich war nie Aussenseiter deswegen und ich habe auch als Kind gemacht was ich wollte und hab mich nie gefragt ob ich das Machen darf oder nicht. Denn meine Eltern haben mich stets wie ein Normales Kind (bin die jüngste von 7 Kindern) erzogen. Da bin ich auch dankbar drüber..
Auf jeden FAll habe ich immer nur mit HC gelebt aber nicht dafür. So mache ich mir auch heute nicht den großen Kopf darum und führe ein ganz normales Leben ohne Schwierigkeiten. Ob es mal anders sein kann, ist wirklich nicht das Thema... Man kann sich auch Probleme selbst schafften,oder?! Was wäre wenn...
Ich bin nach Gesprächen mit meiner Familie zum Entschluss gekommen, vorerst nur die vorzüge zu sehen, das ich Steuern sparen kann etc.
Als ich dann ein Vorstellungsgespräch bei der Bank hatte, viel mir im nachhinein ein als ich schon wieder zu Hause war: Ich hatte vergessen zu erwähnen, das ich einen Schwerbehindertenausweis besitze und HC habe. Da ich die Ausbildungsstelle bekommen habe, wollte ich das aber dann auch nicht gefährden und habe es nie gesagt. Und den Ausweis legelich für die Steuern benutzt. Auf die zusätzlichen Urlaubstage habe ich verzichtet.
Danach habe ich die Stelle gewechselt. Natürlich erwähne ich im Bewerbungsschreiben HC nicht, denn es beeinträchtigt mich ja nicht, und es wäre ein fataler Fehler dort schon darauf hinzuweisen, ohne das sie sich ein Bild von mir gemacht haben. Auf jeden Fall habe ich da im Vorstellungsgespräch am Ende erwähnt. Der Personalchef gab zu, das ich es taktisch Klug gemacht habe, es erst am Ende zu erwähnen einen Schwerbehindertenausweis und HC zu haben. Er sagte mir auch die Begründung: Er sagte wenn ich es schon am Anfang gesagt hätte, hätten Sie schon von anfang an einen falsches Bild von mir gehabt. So sagten Sie mir, man würde es mir nicht ansehen oder anmerken das ich HC hätte. Ich habe die STelle auch bekommen.
Heute bin ich aber am STudieren und fast fertig, daher ruht im moment mein Ausweis... denn ich kann hier nichts mit anfangen. Ein Nachteilsausgleichsantrag oder wie immer es heisst, gilt für mich nicht. Aber ich habe auch ohne Probleme bis jetzt alles geschafft.
Ich gib ganz ehrlich zu ich bin auch heute noch geteilter Meinung über den Ausweis. Irgendwann nach dem Studium spätestens beim Vorstellungsgespräch muss ich ihn ja wieder erwähnen, oder auch nicht. Ich kann ihn ja auch auslaufen lassen. Aber schließlich ist es in der Natur des Menschen, das auszunutzen was man geschenkt bekommt und das wären die Vorzüge dieses Ausweises. Auf jeden Fall werde ich ihn auch in der Zukunft erst erwähnen, wenn der Personalchef vor mir sich schon ein Bild über mich gemacht hat, keinesfalls vorher. Ich denk das muss auch jeder selbst entscheiden. Nur wo ich mich ganz sicher sträube ist die Bezeichnung "Schwerbehindert". Denn ich fühle mich noch nicht mal leicht Behindert, dann schon keines falls Schwerbehindert. Aber das kann jeder sehen wie er es meint. Denn für mich bedeutet Behindert, das ich einschränkungen im Leben hätte, und die habe ich nicht. Ich habe nur einen Fremdkörper im Kopf mehr oder weniger nicht.
Wichtig ist das Du deine Tochter ganz normal aufwachsen lässt, trotz vielleicht irgendwelcher Einschränkungen, so das sie ganz locker selbst später mit HC umgehen kann. Stell den Antrag und nutze die Vorteile daraus.. Es kann nur in sofern eine
Behinderung im Alltag oder Beruf später sein, wie sie es später selbst darstellt. Mit guten Selbstvertrauen und wenn sie selbst vielleicht auch später ein ganz normales Leben führt, wird ihr auch keiner einen STrick daraus später ziehen lassen. Man muss nur wissen wie man es rüber bringt.
Gruss
Kerstin
P.S. Wenn Du noch fragen hast, ich beantworte sie gerne :
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