Autor anonymous
Datum 12.04.2003 18:25
Beiträge: Hallo Kerstin,

ich denke, Du hast da etwas völlig falsch verstanden, denn es geht hier nicht um "Mitgefühl". Das ist das letzte, was wir brauchen können. Es geht vielmehr um Verständnis und Rücksichtnahme, denn ich kann aufgrund z.T. erheblicher Einschränkungen wg. des HC eben viele Dinge nicht mehr so wie früher machen und das wirkt sich im täglichen Alltag aus.

Ein Beispiel, was es vielleicht deutlicher macht: Ich kann z.B. abends kaum weggehen, ohne das sich dafür mein Kopf in der Nacht rechen würde. Das heißt aber nicht, daß ich nichts mehr unternehme. Für mich - und auch meinem Bekanntenkreis - ist es z.B. o.k. auch mal nachmittags ins Kino zu gehen. Was ich damit meine ist, daß ich aber trotzdem darauf angewiesen bin, daß auch meine Mitmenschen sich ein Stück mit meiner Situation anfreuenden (sich darauf einstellen), wenn wir etwas zusammen unternehmen (wollen). Das hat aber absolut nichts mit "Mitgefühl" zu tun.

Auf der Arbeit habe ich z.B. die Möglichkeit mich bei Bedarf auch mal zurückzuziehen und mich hinzulegen, wenn es nötig ist. Meinem Chef ist es egal wie ich mir meine halbe Stelle strukturiere, sofern der Job gemacht wird. Er hält mir mein Handicap aber nicht als fachliche Leistungseinschränkung vor, denn die Leistung bringe ich - voraussgesetzt man ermöglicht mir die dafür notwenige Strucktur.
Ich habe an dieser Stelle auch schon andere Erfahrungen gemacht, wo meine gesundheitlichen Einschränkungen = fachliche Einschränkungen gleichgesetzt wurden und man sich nicht dazu in der Lage gesehen hat, sich auf meine strukturellen notwenigen Bedürfnisse - aufgrund der gesundheitlichen Tatsachen! - einzulassen. Ich denke HEUTE (es war mal anders), dass ich mich wg. der Einschränkungen nicht immer verbiegen muß, nur um mit allen anderen mithalten zu können. Den Preis dafür würde letztlich nur ich zahlen und nicht meine Freunde oder Arbeitskollegen.

Wie gesagt, mit "Mitgefühl" oder "Mitleid" hat das alles wohl eher nichts zu tun - viel mehr mit gleichberechtigter Teilhabe am gesellschaftlichen Leben - auch mit Einschränkung!

Viele Grüsse

Sonja


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Dieser Artikel kommt von: Die Welt der Medizin und des Hydrocephalus

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