Autor anonymous
Datum 22.08.2003 06:13
Beiträge: Hallo Stefan,

heute denke ich, dass eine vernüftige Aufklärung von Lehrern und Mitschülern doch sehr hilfreich sein könnte.

Anfangs haben meine Eltern das "übernommen". Da sie sich leider aber nie selbst richtig informiert hatten, belief sich die Aufklärung mehr darauf, dass doch bitte wg. der Erkrankung allg. Rücksicht auf mich genommen werden müßte (was in meinen Augen völliger Quatsch ist). Besondere Bedenken hatten meine Eltern auch immer bei früheren sportlichen Aktivitäten, warum auch die Sportleherer immer zu besonderer Vorsicht angehalten wurden. Der Haken war nur, dass ich mich selbst nie groß daran gestört habe, da ich früher sehr gerne Sport gemacht habe und das damals auch noch konnte. Deswegen gab es dann eher Konflikte mit meiner Mutter, die der Meinung war, ich würde zu große Risiken eingehen. Da DIESE "Aufklärung" mir damals absolut nichts gebracht hat, sondern z.T. nur zusätzlichen Ärger mit Lehrern und Mitschülern, die trotzdem nicht wußten was ein HC ist, habe ich das ganze bei einem Schulwechsel in der 7. Klasse dann verschwiegen.

Erst in der 9. Klasse, als es dann zu vielen Operationen mit Haarverlust kam, war ich quasi gezwungen, die Karten auf den Tisch zu legen. Da ich aber bis dahin selbst sehr wenig über meine Erkrankung wußte, hat auch hier eine richtige "Aufklärung" nicht stattgefunden. Komisch war allerdings, dass ich mit meinen Mitschülern in der Klasse weniger Probleme hatte (auch wenn sie insgesamt wenig Anteil nahmen), als mit so manchem Lehrer.

Das gerade die Pubertät, eine ohnehin schwierige Phase, durch eine solche Erkrankung noch schwieriger wird kann ich nur bestätigen. Denn es ist eben nicht so atraktiv, jemanden mit einer halben Glatze mit in die Disko zu nehmen. Abgesehen davon, wären solche Aktivitäten auch gesundheitlich z.T. sehr schwierig geworden, denn ich war froh, dass ich die Schule in dieser Zeit einigermaßen gepackt habe. Mit Ausprobieren und Ablösen war da nicht so viel, denn das Programm hieß eher gesundheitlich überleben.

Letztlich denke ich, dass es gut wäre - wie es in vielen Firmen heute auch betrieben wird - professionelle Supervisionen für Klassengemeinschaften zu organisieren. Dann hätte JEDR die Möglichkeit Konflikte anzusprechen und zu klären. So würde jemand mit Handicap auch keine Sonderrolle "zugeteilt", was sonst leicht passieren könnte.

Wichtig wäre auch, dass die Aufklärung mit Sachfakten einhergeht und nicht auf dieser Mitleidsschiene, wie es meine Mutter gemacht hat. Anschauungmaterial (z.B. ein Ventilsystem) und die Möglichkeit nachzufragen z.B. wie es sich damit lebt, wären ebenfalls wichtig. Leider hatte aber auch meine Klassenlehrerin keinen offensiven Umgang damit und ich selbst war damals dazu einfach nicht in der Lage, da ich durch die Operationen und das ständige rein und raus aus dem "normalen" Alltag ziemlich unter Druck stand.

Vielleicht ja eine Anregung für andere.

LG
Sonja


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Dieser Artikel kommt von: Die Welt der Medizin und des Hydrocephalus

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